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Ein Besuch im Extremetrail in Herbstein steckte mir schon lange in der Nase, aber immer, wenn ich nach Terminen Ausschau gehalten habe, waren entweder alle Termine ausgebucht, es hat zeitlich bei uns nicht gepasst oder ich konnte mich durch meinen frisch gewechselten Job nicht festlegen. Durch Zufall sah ich dann, dass am letzten Septemberwochenende ein Zusatztermin für einen 2-tages Kurs geplant war und für diesen Termin passte bei uns alles und es war noch ein Platz frei. Also meldete ich mich an und der Entschluss stand fest, dass ich von zuhause bis Herbstein reiten würde.
Eigentlich hätte ich spontan entscheiden können, mit welchem Pferd ich am Kurs teilnehme. Ursprünglich hatte ich gedacht einen Tag mit einem, einen Tag mit dem anderen, hatte aber schnell gelesen, dass das nicht gewünscht war. Weil die Blondies sonst keine Gamaschen drauf haben und ich weiß, wie die beiden reagieren können (Almi hysterisch, Layla sauer), wenn ich etwas Neues will, was ihnen nicht passt, wollte ich das Gamaschenthema vorher üben, wobei ich für Almi in unserem Fundus keine passenden gefunden hätte und kleinere hätte kaufen müssen. Alternativ hätten es natürlich auch Bandagen getan, aber ich bekenne mich dazu, faul zu sein. Also rief ich beim Extremtrail an, mit welchem Pferd der Kurs mehr Sinn machen würde, mit einem selbstbewussten, oder einem Hasenfuß. Andrea war am Telefon und stand geduldig Rede und Antwort und wir beschlossen, dass Layla den Kurs mitlaufen würde und für die Zukunft danach die Möglichkeit bestehen würde, mit beiden zu einem freien Training vorbei zu kommen und Almi alles in Ruhe in seinem Tempo zu zeigen.
Der Extremtrail bietet die Möglichkeit, sein Pferd in der nahegelegenen Feldscheune während des Kurses unterzubringen. Wir hatten aber nun mal ein Pferd zu viel, weil ich mit beiden unterwegs war. Deshalb beschloss ich, die Blondies auf der anderen Seite von Herbstein am Reitverein unterzubringen, was auch völlig problemlos möglich war. Almi konnte, während Layla und ich auf dem Extremtrail waren, ganztags mit Heu auf`s Paddock.
Am Abend vor Kursbeginn wurde ich am Reitverein gefragt: „Ihr fahrt morgen früh mit dem Anhänger zum Trail, oder?“ Es hätten sich schon einige sehr verritten. Nein, ich wollte hin reiten, laut Handy war ich in gut einer halben Stunde auf der anderen Seite von Herbstein am Trail, 3,5km: Ein Stück Fahrradweg, quer durch`s Wohngebiet, die Hauptstraße queren, wieder Wohngebiet und dann über einen geteerten Feldweg bis zu Trailgelände. Gesagt, getan am nächsten morgen bin ich mit ordentlich Zeitpuffer mit Layla los geritten, um viel zu früh und ohne Probleme am Extremtrail anzukommen. Geht man den Weg schräg rechts weiter, stehen Bäume am Weg, die ein bisschen Schutz vor Regen boten, denn es war von oben schon wieder nass und trotz langem Reitmantel ist das nicht wirklich schön.
Als erstes traf Hardy ein und schloss das Gelände auf und begrüßte mich mit der Frage: “Bist du hierher geritten?“ Ja, von zuhause bis Herbstein und vom Reitverein hierher. Also war die Frage eindeutig mit „Ja“ zu beantworten. Auf dem Trailgelände gibt es die Möglichkeit, die Pferde in Panelboxen zwischenzuparken. Layla wurde erst einmal geparkt, denn wir waren viel zu früh dran. Nach und nach fuhren Autos mit Anhängern vor, mit den restlichen Kursteilnehmern. Insgesamt waren wir zu 12. und in 2 6er Gruppen aufgeteilt, eine Gruppe betreute Hardy, eine Andrea. Die ersten Pferde wurden ausgeladen und ich kam mir ein bisschen fehl am Platz vor, teilweise waren die Pferde schick herausgeputzt, Gamaschen und Knotenhalfter farblich abgestimmt zu den Anziehsachen der Besitzerin. Und wir waren funktional aber alles andere als stylisch an: rote Hufschuhe, hellblaue Gamaschen vorne, dunkelblaue hinten, ein vom Wanderritt dreckiges sandfarbenes Knotenhalfter mit sogar farblich passendem Strick und einer schwarzen Gerte. Und ich? Wanderschuhe, Jeans, mehrere Lagen Pullis, eine Regenjacke und drüber, wenn es ganz schlimm werden sollte, meinen sackartigen Reitregenmantel, einen Schlauchschal um den Hals und ein buntes Tuch über den Ohren. Im Laufe des Tages stellte sich aber heraus, dass meine Klamottenwahl genau richtig für das ziemlich ekelige Wetter war. Es war windig, teilweise mit heftigen Schauern und kurzen Wolkenlücken und kurzen Sonnenphasen. Der arme Thorsten tat mir wirklich leid, er sollte Bilder machen und saß mehr oder weniger den ganzen Tag bei dem Sauwetter auf dem Extremtrail fest. Aber jetzt zum Kurs:
Die Gruppen waren voreingeteilt, bis auf eine Ausnahme hatten die menschlichen Teilnehmer keine Extremtrailerfahrung, ebenso wenig wie die Kurspferde. Rassemäßig war der Kurs bunt gemischt, Hafi, Tinker, Noriker, Spanier, Quarter… ebenso wie der Ausbildungsstand der Pferde. Der Kurs fand vom Boden aus statt, wer gewollt hätte, hätte mittags am 2. Tag auch reiten können.
Wir begannen ganz leicht und sollten über Baumstämme führen, über einem bestimmten anhalten, warten, weiter gehen. Immer mit Abstand zum Pferd. So schlängelten wir uns nach und nach auch kleine Absätze und Stufen hoch und runter. Einige Pferde waren begeistert, andere weniger, aber schon nach wenigen Hindernissen merkte man, wie auch die unmotivierten anfingen, sich mit den Aufgaben auseinanderzusetzen. Hardy erklärte ein Hindernis nachdem anderen, begleitete die Hindernisse und gab Tipps, ließ aber sowohl die Teilnehmer als auch die Pferde eigene Erfahrungen machen und der Rest der Gruppe schaute zu und lernte mit. Das komplette Gelände war umzäunt, das Tor wurde vor Kursbeginn geschlossen, was auch gut war, denn der Noriker war immer mal wieder auf Abwegen, was die anderen Pferde aber nicht wirklich beeindruckte. Die Hindernisse waren bis auf wenige Ausnahmen eher unspektakulär, aber mit vielen Möglichkeiten, sie verschieden zu nutzen, was man auf den ersten Blick oft nicht sah. Der Kurs war systematisch von leicht nach schwer aufgebaut, aber immer schön abwechslungsreich. Hardy hatte mit seiner Aussage „es heißt EXTREM, weil der Trail extrem viel Spaß macht“ vollkommen Recht. Sonst bin ich immer die, die gerne reitet, wenn es geht, hier machte es vom Boden aber so viel Spaß, dass Reiten schnell unwichtig war. Nach der Mittagspause, in der der Grill angeschmissen wurde und die Pferde Pause in den Panelboxen machten, begannen wir wieder von leicht nach schwer. Als das Wetter dann mal Erbarmen hatte und es länger mal nicht regnete, wagten wir uns an die Holzhindernisse, die zwischendurch mal die Chance hatten, abzutrocknen. Viele machten keine Probleme, über Layla war ich total erstaunt, dass sie bei einem geraden Steg überhaupt keine Probleme hatte, ein baugleicher Steg, mit einem Knick in der Mitte aber zur scheinbar unlösbaren Aufgabe wurde, weil sie schon auf der Gerade fest davon überzeugt war, die Kurve nicht zu schaffen und lieber von vorne herein der Meinung war, sie kann das nicht. Solche Momente, die vermutlich alle Kursteilnehmer hatten, schaffe Hardy toll abzumildern, dass sich niemand unnötig ärgerte oder mit dem Pferd anlegen musste. Auf der anderen Seite legte er immer Wert darauf, dass man klar und konsequent zu den Pferden ist und sie sich nicht zu viel rausnehmen können. Auch wenn ich alleine manche Dinge anders machen würde, fand ich es eine gute Mischung für den Kurs mit Garantie, dass die Stimmung bei Pferd und Mensch gut blieb. Mich hatte allerdings der Ehrgeiz gepackt, denn ich weiß, was Layla, wenn wir allein im Gelände unterwegs sind, leisten kann. Im Extremtrail hat sie schön mitgemacht, wusste aber ganz genau, dass die Hindernisse unter geschützten Bedingungen stattfinden und hatte noch Zeit, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, wie ihren verhassten Gamaschen hinten. Da kam es auch schon mal vor, dass sie in einem Hindernis versuchte, die Gamaschen abzuschütteln. Eigentlich bin ich nicht die, die den Weg des geringsten Widerstandes geht, aber weil die Stimmung gut war und es zwischen Layla und mir riesig gekracht hätte, hätte ich das Gamaschenthema ausdiskutieren wollen, zog ich sie aus und das Thema war erledigt. Bei den Holzhindernissen waren auch ein Brett auf Federn und eine sehr wackelige Hängebrücke. Bei beidem wusste ich, dass Layla nicht erfreut sein würde. Das wackelige Brett ging mit Nachdruck meinerseits noch einigermaßen gut, auch wenn ihr der Unmut anzusehen war. Die Hängebrücke brachte sie aus der Fassung, auch wenn diese ganz systematisch und erstmal nur zum quer drüber führen angegangen wurde. Ich bin mir bewusst, dass wir in freier Wildbahn nie über eine Hängebrücke kämen, aber in geschütztem Rahmen knabberte es doch an mir, dass sie so gar nicht wollte. Das merkte auch Hardy und schaffte es schnell, meine Konzentration auf etwas anderes zu lenken.
So müde wie an diesem Samstagabend war Layla vermutlich noch nie. Der Kopf war voll, Layla auf Standby und froh, als sie am Reitverein in ihre Box konnte. Sie ist ja viel gewohnt, aber kopfmäßig habe ich sie noch nie so ausgelastet bekommen.
Sonntagmorgen trafen wir uns in gleicher Gruppenaufteilung wieder, fingen wieder von leicht nach schwer an. Viele Dinge, die am Tag vorher noch Probleme machten, gingen einen Tag später schon deutlich besser, die Gruppe an sich war deutlich ruhiger. Auch hatten die meisten verstanden, dass es einfacher war, die Pferde zwischen den Hindernissen nicht fressen zu lassen, weil es dann einfacher war, die Aufmerksamkeit bei sich zu behalten. Morgens gingen wir die Hindernisse an, die wir am Tag zuvor nicht geschafft hatten. In der Mittagspause wurde dann gefragt, was wir gerne nochmal angehen würde und ob jemand unbedingt reiten wolle, wobei Hardy eindeutig davon abriet, denn vieles was vom Boden jetzt gut funktionierte, könne vom Sattel ganz anders sein. Vor Kursbeginn war ich noch fest davon überzeugt, unbedingt reiten zu wollen, plötzlich war ich mir sicher, ein anderes Mal sicher, heute nein. Denn ich weiß, wie schnell die Stimmung bei Layla und mit kippen kann, wenn 2 Dickköpfe aufeinander treffen. Also ging es nach der Pause an der Hand weiter. Mich wurmte die Hängebrücke immer noch, das hatte auch Hardy gemerkt und wollte mit drauf schauen. Dieser Nachmittag war ein ziemliches Gewusel auf dem Trail, denn jeder aus unserer Gruppe bewältigte selbstständig Hindernisse, Hardy half dort, wo es noch harkte. Layla marschierte mit einer Selbstverständlichkeit durch die meisten Hindernisse, die am Tag zuvor noch überhaupt nicht erkennbar war. Drüber schlafen hilft also für Mensch und Tier.
Dann ging es nochmal an Layla`s verhasste Hängebrücke und sie war zwar deutlich gesitteter als am Tag zuvor, aber alles andere als erfreut. Hardy erklärte mir, wie er es angehen würde und dass sie mit ihren Berittpferden viel länger bzw. öfter an der Hängebrücke üben würden, bis es klappt, aber dafür waren 2 Tage Kurs zu knapp. Das war einleuchtend, aber mich hatte der Ehrgeiz gepackt: erstmal wieder quer hinter mir herholen, dann abwechselnd Layla drüber schicken und wieder zurück holen… das ging soweit und ich war mir sicher, dass ich es schaffen würde, dass Layla eine halbe Hängebrücke machen würde, wenn ich sie im richtigen Moment drehen und schicken würde. Ich war mir aber auch sicher, dass Hardy von der Idee, es schon zu versuchen, nicht begeistert sein würde. Aber ich wusste, Layla`s Kopf würde das verkraften, sonst leistet sie im Gelände ganz anderes und wenn ich sage, mach JETZT, klappt das in aller Regel. Gesagt getan, im richtigen Moment gedreht, getrieben, eine halbe Hängebrücke war geschafft. Hardy konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und den Spruch: „Mir war das so klar, dass du das versuchst, aber dein Timing war gut.“ Ja, ich hatte den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden, aber so hatte ich meinen Seelenfrieden, dass Layla funktioniert, wenn ich sage: „Mach, JETZT.“ Zur Nachahmung ist das sicher nicht empfohlen, denn dabei kann man bestimmt mehr kaputt als gut machen und hätten wir noch mehr Tage gehabt, hätte ich es langsamer angehen lassen. Auf der anderen Seite, wenn ich irgendwo alleine mit 2 Pferden in der Pampa stehe und es wirklich schwierig wird, kann ich mich drauf verlassen, dass die Blondies es annehmen, wenn ich sage, wir müssen da durch, ihr macht das schon. Das hat bis jetzt auch immer gepasst und im geschützten Rahmen des Extremtrails hat sich dies mit der Hängebrücke wieder bewahrheitet.
Nach der verhassten Hängebrücke gab es für Layla noch ein paar einfache Hindernisse, noch ein bisschen schauen, was die anderen tun und dann war der Kurs schon vorbei. Wir hatten es relativ eilig, weg zu kommen, denn es war schon den ganzen Tag Sturm gemeldet und das Wetter hielt abgesehen von Schauern einigermaßen. Es zeichnete sich aber immer deutlicher ab, dass das Wetter bald umschlagen würde und ich hatte bis zum Reitverein noch gut eine halbe Stunde zu laufen und Almi stand auch noch draußen. Als wir gerade am Reitverein fertig waren, fing es dann auch schon an, viel länger hätten wir wirklich nicht warten können.
Der Kurs hat vor allem Spaß gemacht, sowohl mir als auch Layla. Bei der gesamten Gruppe konnte man sehen, wie die Pferd-Mensch-Teams zusammengewachsen sind und immer mehr Aufgaben meistern konnten, unabhängig von ihrem bisherigen Trainingsstand. Hardy hat schön begleitet, sich aber im passenden Moment zurückgehalten, wenn er gemerkt hat, Mensch und Pferd kommen zurecht oder setzen sich jetzt wirklich mit einem Hindernis auseinander und benötigen seine Hilfe gerade nicht. Mir persönlich hätte es gereicht, wenn wir einen Tag an die Hand genommen worden wären und dann allein hätten weiter machen können. Allerdings war es sehr wertvoll zu wissen, wie Hardy uns an der Hängebrücke eingeschätzt hat, selbst aber langsamer vorgegangen wäre. Wir haben auf jeden Fall Lust auf mehr und es ist fest eingeplant, dieses Jahr mit beiden Blondies zu einem offenen Training zu fahren, auch wenn der Extremtrail nicht gerade um die Ecke liegt.
An Hardy und Andrea vielen lieben Dank, dass ihr den Extremtrail mit so viel Herzblut und Pferdeverstand führt, wir kommen gerne wieder und bringen dann hoffentlich besseres Wetter mit.
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