Stellen wir uns eine wildlebende Pferdeherde vor, wandert diese im Laufe eines Tages langsam weiter. Dabei kommen die Pferde wenig mit ihren eigenen Ausscheidungen in Berührung, weil sie den Ort, an dem sie geäppelt haben gleich wieder verlassen. Natürlich wird es Stellen geben, die stärker belastet sind, weil sie immer wieder aufgesucht werden, wie zum Beispiel eine Wasserstelle. Egal in welcher Haltungsform ein Pferd in menschlicher Obhut lebt und egal wie gut die Stallhygiene ist, unsere Pferde kommen immer mit ihren Ausscheidungen in Kontakt, was in geringem Maße unproblematisch ist, bei höherer Belastung aber ein Problem darstellen kann.
Deshalb ist Stall- und Weidehygiene so wichtig. Die Spinnenweben dürfen gerne in der Boxenecke bleiben, die stören ein Pferd nicht und der Stallboden muss nicht so sauber sein, dass ein Mensch vom Boden essen würde. Aber es ist wichtig, dass die Pferde möglichst wenig in ihrem eigenen Mist stehen müssen. Von der Natur ist dies in diesem Maße nicht vorgesehen und die Hufe leiden unweigerlich darunter.
Vermutlich kennen viele den Moment, in dem man feststellen muss, dass die Stallschuhe den Belastungen im Stall nicht standgehalten haben, obwohl sie weder alt noch stark gebraucht waren. In vielen Fällen hat sich der Ammoniak regelrecht durch die Verklebung gefressen, das Leder stark angegriffen und ausgetrocknet, obwohl es gepflegt wurde und Kunststoff porös gemacht. Pferdehufe sind genau diesem Problem ausgesetzt, nur dass diese häufig stundenlang dieser Belastung ausgesetzt sind. Deshalb liegt es am Pferdebesitzer eine Haltung für das Pferd zu finden, in dem diese Belastung gering gehalten wird.
In Boxenhaltung ist selbst bei regelmäßigem Misten die Belastung auf die Hufe durch den Pferdemist am höchsten. Deshalb ist es gerade dort besonders wichtig, die passende Einstreu und die passende Ausmistmethode zu finden. So schön Stroh zum Fressen für die Pferde ist, so schlecht saugt es auch. In vielen Ställen, in denen mit Stroh eingestreut und sorgfältig gemistet wird, riecht man beim Betreten des Stalles, dass die Ammoniakbelastung trotzdem hoch ist, weil das Stroh Gerüche nicht neutralisiert und relativ schlecht aufsaugt. Allerdings gewöhnt sich auch die menschliche Nase bis zu einem gewissen Punkt an diesen Geruch, deshalb darf man sich durch das eigene Empfinden nicht täuschen lassen. Wenn es dann noch ein alter Stall mit schlechter Belüftung und niedriger Deckenhöhe ist, ist auch die Dauerbelastung auf die Lunge nicht zu verachten. Das soll nicht heißen, dass Stroheinstreu generell schlecht ist, es gibt Ställe, da funktioniert Matratzenhaltung mit Stroh einwandfrei, wenn es gut gemanagt ist. Ist eine Box groß genug, die Belüftung stimmt, es wird regelmäßig ordentlich gemistet und das Pferd macht bevorzugt in eine Ecke und gräbt nicht die gesamte Box um, kann auch eine mit Stroh eingestreute Box funktionieren. Funktioniert eine Einstreusorte bei einem Pferd und der entsprechenden Haltungsform schlecht, lohnt es sich, sich zu informieren, welche Alternativen es gibt, der Markt ist mittlerweile groß und die Möglichkeiten vielfältig.
Auch wenn in anderen Haltungsformen die Mistbelastung auf den qm gesehen geringer ist, sollte man dies nicht auf die leichte Schulter nehmen und immer mal wieder darüber nachdenken. Denn auch wenn eine Weide täglich abgesammelt wird, es bleiben immer Reste liegen, die sich über die Zeit summieren. Gerade wenn Matsch im Winter vorhanden ist, ist es manchmal unmöglich, wirklich sauber abzusammeln.
Auf der Weide verteilt sich die Mistmenge auf eine größere Fläche, wobei dort Geilstellen entstehen können (hoch gewachsene Grasstellen, bei denen die Mistbelastung hoch war und die von den Pferden nicht freiwillig gefressen werden). Wird eine Weide schlecht gepflegt, kann es vermehrt zu Verwurmungen der Pferde kommen und das Unkraut sprießt unter Umständen nur so, weil der Boden sauer wird. Ein gutes Weidemanagement ist hier wichtig.
Das hier soll bei weitem nicht heißen, dass alles schlecht ist und kein Pferd stirbt davon, wenn es in seinen eigenen Mist tritt. Aber es schadet nicht, seine Pferdehaltung immer mal wieder zu überdenken und zu überlegen, was verbesserungswürdig wäre und wie dies umsetzbar ist. Denn jede Pferdehaltung ist ein Kompromiss, mal mehr mal weniger, egal wie naturnah und wie gut durchdacht das Stallmanagement ist.
Schauen wir mal auf die Hufe, lassen sich viele Probleme durch ausrechende Stallhygiene beheben oder sie entstehen erst gar nicht. Ist Strahlfäule erst einmal da, muss sorgfältig behandelt werden, damit Pilze und Bakterien beseitigt werden und das Strahlhorn sich erholen kann. Die Ursache für die Strahlfäule sollte abgestellt werden, damit das Problem nach Behandlungsende nicht von vorne anfängt. Die Ursache, warum Hufwände porös und wenig tragfähig sind, kann in mangelnder Stallhygiene liegen, weil der Ammoniak die Hufwand genauso zersetzen kann wie unsere Schuhe. Gerade bei ungünstigen Hufformen, bei denen die Trachten eng sind, wird der Mist, ist ein Pferd hinein getreten, festgehalten und kann schwer wieder rausfallen. Die Belastung auf den Huf ist viel höher als bei Pferden, bei denen der Mist bei Bewegung einfacher wieder raus fällt.
Deshalb: seid kritisch und schaut bei auftretenden Problemen immer genau hin. Auf lange Sicht nutzt es nichts, Symptome zu behandeln, wenn die Ursache nicht abgestellt wird.
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